Backnang ist die erste Stadt im Rems-Murr-Kreis, für die ein archäologischer Stadtkataster erstellt wurde. Um auf den großen Veränderungsdruck in den Kommunen und die damit verbundenen Eingriffe in die archäologische Substanz zu reagieren, hatte das Landesdenkmalamt bereits 1987 das Projekt "Archäologischer Stadtkataster Baden-Württemberg" initiiert. In einer ersten Erfassungsphase wurden für alle 306 mittelalterlichen Städte im Ländle Übersichtskarten erstellt, in denen die archäologisch bedeutsamen Flächen in den Städten und in deren unmittelbarem Umfeld ausgewiesen waren. Diese Karten wurden den Kommunen 1991 übergeben. Im Jahr darauf begann die zweite Erhebungsphase, die sehr arbeits- und zeitintensiv ist und eine Kooperation zwischen dem Landesdenkmalamt und der jeweiligen Stadt erfordert. Ziel ist eine "parzellenscharfe" Bestandserhebung der erhaltenen archäologischen so genannten Verdachtsflächen sowie deren Differenzierung, Benennung und Gewichtung. Professor Planck: "Denn eine möglichst umfassende Kenntnis über Lage und Bedeutung der archäologischen Kulturdenkmale ist Voraussetzung für deren bestmöglichen Schutz und Erhalt." Steht entsprechendes qualifiziertes Wissen zur Verfügung, lassen sich zugleich Konflikte zwischen Stadterneuerung und archäologischer Denkmalpflege vermeiden und verringern. Um dies zu erreichen, werden für den Archäologischen Stadtkataster archäologische Funde und Befunde, historische Schrift- und Bildquellen, Karten und Pläne sowie kommunale Bauakten ausgewertet. In Backnang übernahm ein Autorenteam diese Arbeit: Die Archäologin Marianne Dumitrache vom Landesdenkmalamt Baden-Württemberg und der Stadthistoriker Simon M. Haag sowie die Mitarbeiter Heiner Kirschmer, Dr. Annegret Kotzurek, Carla Nübold und Heide Stieger. Unterstützt wurden sie von Mitarbeitern der Stadtverwaltung, allen voran Diplom-Ingenieurin Elke Jacob von der Unteren Denkmalschutzbehörde. Wichtige Impulse gaben obendrein Stadtplaner Reginald Kunzelmann, Stadtbaudirektor Rudolf Eisgruber sowie Stadtarchivar Dr. Bernhard Trefz.
Bei der Vorstellung des Werks im historischen Rathaus ging Marianne Dumitrache unter anderem auf die Stadtbewertung, das Herzstück des Katasters, ein. Als eines der wesentlichsten Ergebnisse bezeichnete sie, dass der gesamte Bereich der mittelalterlichen Kernstadt einschließlich der Vorstädte als archäologisch relevant einzustufen ist. Herausragende Bedeutung komme dabei neben dem Stiftshofbereich auch dem unmittelbar im Nordwesten angrenzenden Areal der ehemaligen St. Michaelskirche zu, da dort mit wichtigen archäologischen Aufschlüssen zur Frühgeschichte Backnangs zu rechnen ist.
Marianne Dumitrache, Simon M. Haag: Backnang. Archäologischer Stadtkataster Baden-Württemberg, Band 26. 137 Seiten, 66 Abbildungen, 5 farbige Karten. Der Band ist für 13.90 Euro über den Buchhandel, die Stadtverwaltung oder über die Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern, Berliner Straße 12, 73728 Esslingen, zu beziehen.
Ingrid Knack: Backnanger Kreiszeitung 12.10.2004